Zwischen Wohnzimmer und Stadtplatz
Der Goetheplatz in Gladbeck reiht sich bei erster Betrachtung in das Gefüge der innenstadtnahen Stadtplätze, der großen kreisangehörigen Stadt im Ruhrgebiet, ein. Im ursprünglichen Stadtgefüge war er jedoch lediglich der Innenhof einer Straßenrandbebauung - ein Wohnzimmer - ohne Gedanken an eine öffentliche Nutzung. Erst der automobilfreundliche Städtebauansatz der Nachkriegszeit ließ die heutige Situation entstehen. Die Blick- und direkte Wegebeziehung in die Innenstadt verschwanden zugunsten einer Platzaufweitung mit Erdgeschossnutzungen unter mehretagigen Wohnhäusern. Der Zugang zur Humboldtstraße ist seither über eine Unterführung geregelt, die unter den Bewohner:innen als Angstraum wahrgenommen wird.
Konzept I Langfristige Entwicklung
Eine Vision für die langfristige Entwicklung des Goetheplatzes geht auf seine ursprüngliche Funktion ein und sieht vor, seinen Hofcharakter wieder zu stärken. Die Kante hin zur ehemaligen Goethestraße wird mit einem Baukörper geschlossen.
Konzept und Entwurf I Kurzfristige Entwicklung
Im Fokus der kurzfristigen Entwicklung steht die Öffnung der engen Goethepassage hin zum Goetheplatz. Das Ladengeschäft, im ersten Obergeschoss weicht einer Galerie hin zur Innenstadt, an die ein Aufzug, sowie eine Freitreppe mit Sitzstufen angegliedert sind. Im selben Zug wird auch das nördlich am Goetheplatz befindliche Geschäftshaus geöffnet und als transparentes Gebäude, das Social-Hub, als Ort für Bildungsangebote, umgebaut.
Das Konzept ‘Grünes Wohnzimmer’ für den Goetheplatz besteht aus dem Innenstadtteppich und den Grünen Couches. Es stärkt einerseits die urbane und barrierefreie Verknüpfung in Nord-Süd-Richtung und beruhigt sowie durchgrünt andererseits den eigentlichen Innenhof für Anwohnende und Passant:innen. Entsiegelte Inseln um die Bestandsvegetation laden als Wiesencouches zum Verweilen ein. Formal gliedern sich die neuen Setzungen an die geschwungenen Bestandsmauern an und arbeiten so mit dem Ort weiter. Das Spielzimmer am Südostende lockt mit Brettspieltischen und einem Trinkbrunnen in den Schatten der Bestandsgehölze.
Die Unterführung hat durch den Neubau von Freitreppe und Aufzug ihre Bedeutung als Verbindung zwischen Humboldtstraße und Goetheplatz verloren. Die Entscheidung, sie ihrer bisherigen Funktion zu entheben, macht es möglich, sie nun als günstige Geschäftsräumlichkeit zu vermieten. Die überdimensionierten Überdachungen für die einstigen Zugänge der Unterführung an der Humboldtstraße werden zurückgebaut und es entsteht Platz für zusätzliche Entsiegelungsmaßnahmen und ein Mobility-Hub.
Art des Verfahrens | Mehrfachbeauftragung, kooperatives Werkstattverfahren |
Preis | 2.Preis |
Ort | Gladbeck |
Jahr | 2023 |
Bearbeitungsstand | abgeschlossen |