Die Geschichte der einstigen Tolkewitzer Gärtnereibetriebe steht in Form bröckelnder Gewächshausrudimente und überwucherter Wirtschaftswege im Stadtboden geschrieben. Diese bestehenden Spuren dienen als 'Nährboden' für das 'Aufwachsen' des neuen Stadtquartiers. Über dem alten Hauptweg in Ost-West-Richtung entsteht der neue langgestreckte Quartiersplatz, der im Norden von einem sequenzierten Mehrgenerationenwohnriegel entlang der Straße gefasst wird. Für die Ausbildung der Baukörper dienen in Form und Material die einstigen Gewächshäuser als Vorbild und finden so ihre würdige Reminiszenz im überformten Stadtbild.
Die Erschließungs- und Freiräume werden zu vielfältigen Begegnungsorten an der Grenze zwischen Innen und Außen. Offene Treppenterrassen mit kreisrunden Deckenöffnungen werden zu gemeinschaftlichen Piazzette von denen die Wohnungen auch durch jeweils eigene Haustüren erreicht werden können. Gleichzeitig bilden die Treppenfugen in der Mehrgenerationenzeile die Eingänge in das sonst fußläufig erschlossene Quartier sowie die Zugänge zu den gemeinschaftlichen Nutzungen im Sockel- und Untergeschoss.
Nach dem Prinzip der Gartenstadt wird allen Freiflächen eine Funktion bzw. konkrete Nutzer zugewiesen. Der wertvolle Stadtgrund wird mit vielfältigen Angeboten zur Interaktion ausgestattet. Über die Fußabrücke der Häuser hinaus werden keine Flächen versiegelt. Anfallendes Regenwasser wird vollständig am Ort versickert bzw. zur weiteren Nutzung aufgefangen. Die Erschließungsflächen werden mit begrüntem Schotter in verschiedenen Korngrößen angelegt. Die klimaangepasste, sich selbst überlassene Vegetation greift die Stimmung der verlassenen Gärtnerei auf.
Holz, Stahl und PV-Elemente bilden den Materialkanon. Gemäß dem Cradle-to-Cradle-Prinzip können alle Bauteile materialsauber getrennt und Bauteile können einfach ausgewechselt und selbständig repariert werden. Im straßenseitigen Mehrgenerationen-Wohnriegel können innerhalb eines 3,40m-Rasters alle Wohnungstypen mit 1 bis 5 Räumen umgesetzt werden. Durch das Raster, die 'Schalträume' und eine repetitive Kernstruktur können die Wohnungen nach Bedarf zusammengelegt oder einzelne Räume getauscht werden. So ziehen zum Beispiel die Kinder weg und aus den überflüssigen Zimmern wird ein Zweiraumappartement für die Oma.
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