Das weiträumliche Entwicklungsgebiet Ostfeld im Südosten der Kernstadt ist heute geprägt von der Offenlandschaft der sanft auslaufenden Topografie der Taunushänge. Dazwischen prägen wertvolle Naturräume, wie das Biotop Kalkofen, das Wäschbachtal oder das Wäldchen am Fort Biehler die Landschaft und bilden grüne Trittsteine. Die übergeordneten Infrastrukturen, die das Areal verkehrlich sehr gut für alle Verkehrsteilnehmenden anbinden, wirken gliedernd, teils aber auch als Barrieren.
Die Grundkonzeption sieht vor, die bestehenden Charaktere der Grünräume weiter auszubauen und mit neuen blaugrünen Korridoren und Fugen zu vernetzen. Stark arrondierte, gut in Etappen entwickelbare Stadt- und Campusquartiere betten sich in das bewegte Grüne Gerüst ein und profitieren von kurzen Wegen zu Bildungs-, Erholungs- und Retentionspotentialen. Aus dem Verweben von Wohnen, Arbeiten, Forschen und Erholen unter Rücksichtnahme der historischen und naturgegebenen Besonderheiten und Relikte resultiert ein hoher Grad an Identifikation der Menschen mit dem Ostfeld.
Art des Verfahrens | Europaweiter offener zweiphasiger städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb als kooperatives Verfahren |
Preis | Anerkennung |
Ort | Wiesbaden |
Jahr | 08/2023 - 11/2024 |
Bearbeitungsstand | abgeschlossen |
Um die räumliche Verbindung zwischen BKA und Stadtquartier zu optimieren, wird in Nord-Süd-Richtung durch das gesamte Gebiet ein Blühender Korridor gelegt. Dieser wird zur orientierungsfördernden Zäsur in der Landschaft, die einen wichtigen Bestandteil des neuen Grünverbunds darstellt. Die hier verlaufenden übergeordneten Rad- und Fußwegeverbindungen vervollständigen das Netz für autofreie Mobilität, nehmen Verkehre aus den neuen Quartieren optimal auf und verknüpfen sie mit der Umgebung. Gemäß dem im Zielplan festgelegten Trassenkorridor wird im Gesamtgebiet in Nord-Süd-Richtung eine neue Schienenverbindung geplant, um die Bewohner des neuen Stadtquartiers und die Beschäftigten des BKA effizienter zu bedienen. Diese Schienenverbindung wird in das bestehende Schienennetz integriert und verbindet das Quartierszentrum direkt mit dem BKA. Die Strecke umfasst insgesamt drei Haltestellen. Die nördliche Haltestelle befindet sich am Hauptzugang für Fußgänger zum BKA und ermöglicht eine direkte Anbindung an den Kernbereich des BKA. Die beiden südlichen Haltestellen liegen jeweils am Hauptcampus und am Quartierszentrum. Vom Korridor ausgehend verknüpfen sich Blaugrüne Fugen in die Quartiere. Zwei größere Fugen durchqueren den BKA-Standort, wodurch dieser in einen Kernbereich und zwei Nebenbereiche gegliedert wird. Im Süden durchläuft der Korridor als Parkfuge das Stadtquartier und führt direkt zum südlichen Gewerbegebiet. Drei weitere Fugen, die sich vom Fort Biehler erstrecken, verbinden sich mit dem Korridor und bilden somit das grüne Netzwerk des Stadtquartiers, das das gesamte Planungsgebiet in sechs Quartiersinseln unterteilt. In den Fugen findet auch ein großer Teil des Regenwasserrückhalts statt.
Das Konzept für das städtische Quartier schafft eine harmonische Verbindung zwischen urbanem Lebensstil und ländlicher Wohnatmosphäre, die vielfältige Wohnmöglichkeiten für verschiedene Bevölkerungsgruppen bietet. Das Stadtquartier ist in sechs Quartiersinseln unterteilt, die gemeinsam mit dem bereits existierenden Wohnviertel das einstige Fort Biehler umfassen, wodurch es zu einem zentralen Grünkern mit ruhiger Atmosphäre entwickelt werden kann, der nahtlos in den übergeordneten Grünkorridor integriert ist. Das blaugrüne Fugensystem arrondiert die Ränder der Quartiersinseln, entlang dessen Spielplätze und Sportanlagen als wichtige Aktivitätsorte für das Stadtquartier verteilt sind. Diese städtischen Grünflächen mit verschiedenen Atmosphären bilden zusammen eine reichhaltige, mehrschichtige Grün- und Freiraumstruktur. Die kompakte Inselbauweise schafft ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Grünflächen und bebauten Arealen, was zu klaren und einladenden städtischen Räumen führt, die von abwechslungsreichen und zukunftsorientierten Außenbereichen profitieren. Die autarken Quartiersinseln funktionieren unabhängig voneinander und bieten die Möglichkeit das Stadtquartier in mehrere Bauabschnitte zu unterteilen und zu entwickeln. Die südliche zentrale Insel mit dem Quartierszentrum des Stadtquartiers ist der erste Bauabschnitt, gefolgt vom zweiten und dritten Bauabschnitt den nördlichen Quartieren mit dem Campus 1 und dem Hauptcampus. Danach folgen die westlichen Baufelder und schaffen den Übergang zum Landschaftsraum und das süd-östliche Baufelder am archäologischem Zentraldepot.
Unter dem Leitmotiv „Bündelung der Bildung und Begegnung“ sind vier Campus über das gesamte Stadtquartier verteilt und garantieren eine gute Erreichbarkeit durch SPNV und Busverbindung. Dies ermöglicht die gemeinsame Nutzung einiger Campus-Einrichtungen wie Jugend- und Bürgerhaus, vielfältige Sportanlagen, Kinderspielplätze und Begegnungsstätten für das städtische Quartier und die umliegende Region. Jede Quartiersinsel verfügt über einen eigenen zentralen Treffpunkt, und alle Quartiersplätze sind durch Quartiersstraßen miteinander verbunden. Unter der Leitidee des autoarmen Stadtquartiers sind vier zusätzlichen Bushaltestellen als Ergänzung zum Schienenverkehr vorgesehen. Das Mobilitätskonzept des Stadtquartiers betont kurze Wege und die Förderung nichtmotorisierter Fortbewegung, um eine umweltfreundliche und gesunde Lebensweise zu unterstützen. Der Multi-Codierte Straßenraum bietet Platz für die blaugrüne und soziale Infrastruktur.
Der Konzeptansatz für den BKA-Standort schafft eine zeitgemäße Arbeits- und Forschungsumgebung. Die räumlich leicht bewegte Anordnung von Einzelgebäuden und geschlossenen Blöcken trägt dazu bei, dass der BKA-Campus harmonisch in die Umgebung integriert wird und starke Gemeinschaftsräume definiert. Der Kernbereich des BKA ist das Campusherz mit dem Nord-Süd-verlaufenden blaugrünen Campusanger, der das Herz mit den beiden Nebenbereichen im Norden und Süden verbindet. Als intensiv genutzte öffentliche Bereiche sind entlang dieses Freiraums beispielsweise geschützte Außenbereiche für Gastronomie, Veranstaltungsstätten und Austauschplätze geplant, aber auch entsiegelte Bereiche für das Regenwassermanagement.
Zwischen dem Campusherz und dem Korridor im Westen fungieren die beiden Hauptgrünfugen als Logistik-Fuge und Sport-Fuge. Diese sind entlang des westlichen Randes durch eine Jogging-Loop miteinander verbunden und formen ein Aktivband mit verschiedenen blaugrünen Bereichen. Ein Solitärgebäude, das als Mensa fungiert, befindet sich an der Schnittstelle zwischen Fuge und Aktivband. Eine Landschafts-Fuge und eine Pausen-Fuge bieten hochwertige Kommunikations- und Ruhebereiche im Kernbereich des Campus.