Im Stadtteil Simmering in Wien entsteht ein neues unverwechselbares Stadtquartier auf dem Gasometervorfeld – unter dem Motto der Bricolage City. Herzstück und Impulsgeber wird die neue Parklandschaft sein. Auch das Konzept des „Bricolage Landdscape“ berücksichtigt das heterogene Umfeld und begreift es als Grundlage für die Gestaltungssprache. Unter Beachtung einer zukünftigen schrittweisen Entwicklung entsteht ein vielfältiger, identitätsstiftender und nachhaltiger Park, der im Spannungsfeld zwischen Klimawandel, vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und einem hohen Designstandard steht. Gleichsam fungiert der Park als wichtiges Naherholungsgebiet für die Nachbarschaft und bildet einen zentralen Trittstein im Grünsystem Wiens.
RAUMKONZEPTION
Mit Fingerspitzengefühl entwickelt die Neugestaltung eine Zonierung auf Grundlage des städtebaulichen und freiraumplanerischen Leitbildes und platziert Veränderungen und Neues im Sinne einer ernst gemeinten Nachhaltigkeit und eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Ressourcen unter Wahrungen des Genius Loci. Dabei wirkt die neue Gestaltung zurückhaltend und zeitgemäß fordernd mit hohem Augenmerk auf ökologische Themen und dem Kreislaufgedanken.
Aufbauend auf die notwendigen Erschließungen entstehen charaktervolle Raumtypologien (`Industrielles Erbe´, `Schwemmland Donauaue´, `Weite Wiese´, `Gartennische´ und `Mikrowald´), die die Balance zwischen flexibler Nutzbarkeit, ökologischem Anspruch und identitätsstiftender Gestalt finden. Die zentrale `Weite Wiese´ wird dabei von einem bewusst kleinteilig komponierten Rand kontrastiert und wiederholt dabei das Prinzip der baulichen Gegebenheiten – dem unverwechselbaren Nebeneinander von urbaner Großmaßstäblichkeit neben kleinteiligen, gewachsenen und identitätsstiftenden Strukturen.
`INDUSTRIELLES ERBE´
Der nördliche Bereich greift die vorgefundene industrielle Prägung auf und entwickelt diese zum robusten Rückgrat für die Parkgestaltung. In Richtung Gasometer wird der Eingang zu einem blau-grünen Platz ausgebildet und leitet Besucherströme intuitiv in die Parklandschaft. Besuchende können hier die einstige Nutzung des Ortes durch Kunstmasten entdecken, die leuchtend den Eingang markieren und schrittweise mit Auflösung privater Grundstücke aufgestellt werden. Im Zusammenspiel formen sie einen urbanen Erzählraum.
Das Erzählen des Ortes wird auch im Zentrum des Parks erlebbar. Die ehemaligen Fiaker-Stallungen werden in den Entwurf integriert und architektonisch wertvoll umgebaut. Hier besteht die Möglichkeit ein Café oder einen Kiosk zu etablieren. Gleichzeitig bietet die halboffene Architektur eine dauerhafte Beschattung für Besuchende. Es entsteht ein Ort für die Nachbarschaft, der den Blick auf die Parklandschaft zulässt und auch für kleinere Festivitäten genutzt werden kann.
Im Sinne einer aktiven Parklandschaft, die aus dem Rahmenkonzept hervorgeht, werden verschiedene Spiel- und Sportbereiche gestaltet. Diese erinnern in ihrer Formsprache leicht an die Gasometer und bieten vielfältige Möglichkeiten für unterschiedliche Altersgruppe. Jugendliche und junge Erwachsene finden im nahen Skate- und BMX-Bereich zahlreiche Gelegenheiten, ihre Fähigkeiten zu verbessern und neue Tricks auszuprobieren.
Art des Verfahrens | Realisierungswettbewerb |
Preis | 3. Preis |
Ort | Wien, Österreich |
Größe | 5,7 ha |
Auftraggeberin | Magistrat der Stadt Wien - Magistratsabteilung 42 |
Zeitraum | 06-09/2024 |
Visualisierung | pikkapekkane |
`SCHWEMMLAND DONAUAUE´ Vom Eingang bis zur Parkmitte wird der Weg durch eine blaugrüne Landschaft geformt, die sich dem Thema der Retention und Versickerung widmet. Die gestalterische Integration offener Mulden wird zum Element der Reinterpretation des ehemaligen Schwemmlandes der Donauaue und dient der Versickerung des anfallenden Niederschlags als Teilbeitrag zum nachhaltigen Regenwassermanagement. Erklärtes Ziel ist der nachhaltige Umgang mit Niederschlagswasser, das auf dem Areal gezielt geführt und gespeichert wird und die Schaffung einer erhöhten Resilienz gegenüber den anstehenden klimatischen Veränderungen.
Gleichzeitig fungiert die blaugrüne Landschaft als langgestreckte Parklandschaft, die durch eine charakteristische Bruchlandschaft die Identität des Parks prägt. Hier ist der Gedanke der Kreislaufwirtschaft umgesetzt, in dem vorhandene Materialien wiederverwendet werden. Befestigte Flächen werden aufgebrochen und in die offene Muldenlandschaft integriert. Zwischen den rauen Strukturen, Schollen und Bruchsteinen, vermitteln Wege und Stege, die in die offene Wiese führen.
`WEITE WIESE´ Folgt man dem Konzept einer schrittweisen Umsetzung wird der großzügigste Bereich am Ende der Parkgeschichte entstehen. Die offene Mitte besticht durch ihre Weitläufigkeit und Großzügigkeit und kann vielseitig genutzt werden, sei es für Picknicks, Fußballspielen oder Drachensteigen. Spiel- und Sportgeräte entlang der Hallergasse werden behutsam in die Gestaltung eingewoben und harmonisch in das Gesamtbild integriert. Von hier aus bietet sich ein freier Blick auf die Gasometer. Die Wiese stellt in ihrer Nutzungsoffenheit eine Bühne für die Stadtbevölkerung dar.
`GARTEN-NISCHE´ Der bereits bestehende 11er Garten wird als Urban Gardening Projekt bewahrt und durch die Neugestaltung erweitert, sodass auch die Öffentlichkeit einen Zugang findet. Die bestehenden Beete und das Vereinshaus bleiben geschützt und werden sorgsam aufgefrischt, um neue Möglichkeiten zu schaffen und eine Oase der Gemeinschaft und Erholung zu bieten. Obstgehölze verbinden sich bis auf die `Weite Wiese´und verweisen auf die lange gärtnerische Nutzung der Flächen.
`MIKROWALD´ Im Süden übernimmt der Panoramaweg mit seinem Beipass eine wichtige Grünraumverbindung zum Wohnprojekt „The Marks“ und dem Döblerhofquartier. Das charakteristische Bild des Ortes, geprägt von der Topografie des ehemaligen Bahndamms, den Gleisanlagen und der rauen Ruderalvegetation, wird bewahrt und einbezogen, wodurch die Identität gestärkt wird. Durch das zusätzliche Einbringen von Bäumen wird die natürliche Sukzession gefördert und das Bild eines kleinen Waldes inszeniert. Behutsam ist der Gehölzbestand punktuell gelichtet, um Ausblicke von Balkonen und Stegen zu ermöglichen.